Presse Frankenpost 15. Sept. 2023

Von Jürgen Henkel

Der Fantasie sind bei dieser Kunstausstellung oft keine Grenzen gesetzt, wie bei diesem Werk von Armin Sandig. Foto: Jürgen Henkel

Eine Ausstellung als Statement

Zur Eröffnung der ersten Ausstellung „Mein Schatz“ kommen viele Gäste ins Rehauer Kunsthaus. Zu sehen sind Bilder der Sammlung Sziegoleit.

REHAU. Das war ein Auftakt nach Maß: Zahlreiche Gäste sind am Mittwoch ins neue Rehauer Kunsthaus zur Eröffnung der Ausstellung „Mein Schatz“ gekommen, die Bilder aus der Privatsammlung des Ehepaars Annie und Ralf Sziegoleit zeigt. Der Andrang war so groß, dass viele stehen mussten. Die Ausstellungseröffnung war zugleich ein besonderes Ereignis, ist sie doch die erste Veranstaltung des noch jungen Kunstvereins Rehau im neu ausgerichteten Kunsthaus. Entsprechend begeistert zeigte sich Vorsitzende Annie Sziegoleit sowohl über das Ambiente des Kunsthauses als auch über die gelungene Ausstellung und die große Resonanz. Und sie dankte der Stadt Rehau: „Dass ich hier stehen darf, verdanke ich Bürgermeister Michael Abraham und den Mitgliedern des Stadtrates, die einstimmig beschlossen haben, dem Kunsthaus Rehau einen Neustart zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde der Kunstverein Rehau gegründet, der mit der Stadt Rehau einen Betriebsführungsvertrag abgeschlossen hat. Ich bedanke mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen für das Vertrauen und verspreche, alles zu tun, um den Erwartungen gerecht zu werden.“ Sziegoleit stellte den Anwesenden auch ihre Vorstandskollegen vor: Stellvertreter Wolfgang Müller aus Bad Steben und Schatzmeister Peter Lippert aus Helmbrechts. Im Kunsthaus Rehau habe am 1. September offiziell eine neue Ära begonnen. Die Arbeit des „Instituts für konstruktive Kunst und konkrete Poesie“, das sich auf konkrete und konstruktive Kunst konzentrierte, sei nun beendet. Der 98-jährige Eugen Gomringer könne diese Arbeit nicht mehr weiterführen. Sziegoleit gab einen Einblick hinter die Kulissen und bilanzierte: „Die Stadt Rehau stand vor der Entscheidung, das Kunsthaus entweder einem Zweck jenseits der Kunst zuzuführen oder aber für die kulturelle Weiterarbeit ein neues Ziel anzuvisieren. Letzteres ist geschehen.“ Dabei gebe es auch für die Zukunft klare Festlegungen. „In dem mit der Stadt abgeschlossenen Vertrag ist festgelegt, dass sich mindestens eine der vier oder fünf jährlich geplanten Ausstellungen dem von Gomringer geprägten konstruktivkonkreten Markenkern des Kunsthauses widmen wird.“ Sziegoleit kündigte an: „Konstruktivkonkrete Kunst ist eine ungegenständliche Kunst, die in auffallender Weise jegliche Abbildung der sichtbaren Welt vermeidet. Das ist fraglos ihr gutes Recht. Aber es ist auch das gute Recht eines Kunstvereins, ebenjene äußere Wirklichkeit sichtbar zu machen. Es erscheint uns deshalb sinnvoll, diese Formen in unser Programm einzubeziehen.“ Die aktuell eröffnete Ausstellung sei daher auch als „Statement“ zu verstehen. Unter dem Titel „Mein Schatz“ sind „Teile der bescheidenen Kunstsammlung“ von Annie und Ralf Sziegoleit zu sehen. Es seien keine Werke von Gerhard Richter oder Andy Warhol darunter, aber durchaus Werke von Künstlern, die als Professoren und Documenta- Teilnehmer zu Ehren gekommen seien wie Werner Knaupp und Günter Dollhopf, Horst Hirsig und Anton Stankowski. Die Ausstellung sei deutlich regional geprägt. „Schätzungsweise ein Drittel der vertretenen Künstler und Künstlerinnen ist durch Geburt oder Wohnsitz mit Franken verbunden.“ Zu sehen sind 69 Werke, zudem einige Objekte in Vitrinen. Die Bilder sind geordnet nach Wortpaaren, die laut Sziegoleit „ein breites Spektrum von Kunst und Leben umfassen: Land und Leute, Kopf und Herz, Sinn und Sinnlichkeit, Chaos und Ordnung. Insgesamt handelt es sich inhaltlich um eine Mischung aus Lebensfreude, Melancholie und Zeitkritik, Poesie, Erotik und nicht zuletzt auch Humor.“ Zum Wert der Kunstwerke machte sie deutlich: „Der finanzielle Wert der Gemälde, Grafiken und Kleinskulpturen, die mein Mann und ich im Laufe der Jahre zusammentrugen, ist gering, dennoch freuen wir uns an ihnen. Sie haben uns etwas zu sagen und ästhetische Qualität haben sie auch. Mit fast allen Bildern und Objekten, die wir besitzen, verbinden sich konkrete Erinnerungen, mit manchen auch eine kleine Geschichte.“ Bürgermeister Michael Abraham (CSU) zeigte sich ebenfalls hoch erfreut über diesen Neustart im Kulturhaus und die überwältigende Resonanz. „Nach 23 Jahren ist die Ära Gomringer zu Ende gegangen. Hier wurde nun ein sportlicher zeitlicher Fahrplan absolviert. Im April hatte der Stadtrat die Neuausrichtung des Kunsthauses beschlossen, im Mai fand bereits die Vereinsgründung des Kunstvereins statt. Am 1. September gab es die Schlüsselübergabe und jetzt – keine zwei Wochen später – wird die erste Ausstellung eröffnet.“