Frankenpost 1. August 2023

Wie geht es im Kunsthaus Rehau weiter?

Von Julia Ertel

Ganz glücklich ist Stefan Gomringer mit der Lösung für die Zukunft des Kunsthauses in Rehau nicht. 23 Jahre lang hatte die Familie Gomringer hier das Sagen, zeigte im ehemaligen Schulhaus Ausstellungen der Konstruktiven Kunst. Zum 1. September übernimmt nun, wie berichtet, der neu gegründete Rehauer Kunstverein mit Annie Sziegoleit an der Spitze das Ruder. Diese Lösung findet Gomringer zu einfach gestrickt, wie er am Telefon formuliert im Auto unterwegs nach Ingolstadt, wo er eine Ausstellung kuratiert. Gomringer sagt, er sei nicht mit allen Personen einverstanden, habe sich in fachlicher Hinsicht mehr gewünscht. Im Prinzip aber sei das mit dem Kunstverein der richtige Weg. Schön, dass die Zukunft des Hauses gesichert sei. Schon vor zwei Jahren hatte der 67-jährige Stefan Gomringer, der noch bis Ende August die Kunstgalerie leitet, angekündigt, in Rente gehen zu wollen. Das tat er aber nicht, so lange nicht feststand, wie es mit dem Kunsthaus weitergeht. Dann kam eins zum anderen: Annie Sziegoleit trennte sich Anfang dieses Jahres nach 15 Jahren Vorsitz vom Hofer Kunstverein, gründete im Mai dann den Rehauer Kunstverein und unterschrieb schließlich in der vergangenen Woche einen Betriebsführungsvertrag mit der Stadt Rehau (wir berichteten). Damit hat die Stadt den Verein zunächst für drei Jahre beauftragt, das Kunsthaus ehrenamtlich für die Öffentlichkeit zu betreiben. Danach verlängert sich das Engagement automatisch um ein Jahr, wenn es nicht aufgekündigt wird. Jährlich sollen mindestens vier Ausstellungen gezeigt werden. Die erste Ausstellung mit dem Titel „Mein Schatz“ soll mit Kunst aus dem Privatbesitz der Sziegoleits bestritten werden. Der Rehauer Bürgermeister Michael Abraham weiß, dass Stefan Gomringer wohl nicht ganz glücklich mit der Lösung für das Kunsthaus ist. Es kann sein, dass er eine andere Vorstellung hatte, erläutert Abraham. Seit der Gründung des Kunsthauses habe sich die Stadt nicht in die Angelegenheiten der Galerie eingemischt. Stefan Gomringer, der Sohn des Gründers Professor Eugen Gomringer, hätte zwar noch als Leiter eine Zeit lang zur Verfügung gestanden aber wie lange? Es war klar,dass eine langfristige Lösung her muss, sagt Abraham. Man habe deshalb verantwortungsvoll handeln müssen und nicht erst abwarten, bis das Kunsthaus geschlossen wird. Auch die Familie Gomringer habe erkannt, dass wir Gutes im Sinn haben. Die Familie habe das Haus überregional bekannt gemacht, so Abraham, es sei als Treffpunkt für Künstler schon lange beachtet und etabliert. Der neue Kunstverein Rehau solle das Erreichte nun bewahren und fortführen. Klar ist aber auch: Es wird nicht mehr das Kunsthaus von Professor Eugen Gomringer sein. Klar ist auch, dass das von Professor Eugen Gomringer geleitete Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (IKKP) geschlossen wird, sagt sein Sohn Stefan Gomringer. Es gibt ein Nachfolgeinstitut. Aber das wird nicht in Rehau sein. Aktuell führen städtische Beamte eine Inventur im Kunsthaus durch: Im Haus befindliche Werke der Sammlung Gomringer sollen laut Stefan Gomringer in einem Depot eingelagert werden. Die Kunstwerke, die der Stadt Rehau gehören, werden katalogisiert, digitalisiert und ins Stadtarchiv gebracht. Was in den vergangenen 23 Jahren dazu gekommen ist, muss festgehalten werden, erläutert Annie Sziegoleit. Dann steht die Renovierung der Räume im ersten Stock an; im zweiten Stock wohnt nach wie vor Professor Eugen Gomringer. Man halte selbstverständlich Kontakt, so Annie Sziegoleit. Am 1. September geht der Schlüssel dann in ihre Hände über. Für die neue Aufgabe sind Annie und Ralf Sziegoleit bereits nach Rehau umgezogen und stehen schon in den Startlöchern: Wir müssen uns um den Fortschritt bemühen, so Annie Sziegoleit. Als Kunstverein habe man einen Bildungsauftrag und werde bei den Ausstellungen nicht nur Konstruktive Kunst, sondern alle Genres präsentieren. Parallel zur ersten Ausstellung im September soll eine Festschrift zum 25. Jubiläum des Hauses entstehen. Dafür sichten Annie und Ralf Sziegoleit unter anderem Pressemappen aus den vergangenen 23 Jahren. Man wolle die Arbeit der Familie Gomringer von Beginn an darstellen. Ja, es ist wirklich viel zu tun, sagt Annie Sziegoleit.